Danny Wieck will in Chengdu ein letztes Mal glänzen

Eigentlich wollte er ja gar nicht mehr dabei sein. Aber jetzt, da in 50 Tagen die World Games in Chengdu (7. bis 17. August) eröffnet werden, kann sich Danny Wieck der Vorfreude kaum erwehren. „China wird riesig“, sagt der 33-Jährige, und das breite Strahlen, das sich bei den meisten seiner Antworten über sein Gesicht legt, wird gleich noch ein wenig breiter. Es ist der Moment, in dem deutlich wird, dass es dem Mann, der in seinem Sport alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, zumindest an einem nicht fehlen wird: Motivation. „Es sind meine letzten Spiele, die möchte ich vor allem genießen. Aber ich möchte auch die Hymne nochmal hören. Ganz ohne Druck geht es nicht“, sagt er.

Danny Wieck, geboren und aufgewachsen in Stralsund und seit einigen Jahren im hessischen Niedernhausen ansässig, ist Rettungsschwimmer. Aber nicht irgendeiner, sondern die Legende seines Sports in Deutschland. Das hört er zwar nicht gern, weil er nicht gern im Mittelpunkt steht. Was allerdings schwierig ist. Nicht nur, weil er eine Figur hat, die vermuten lässt, dass er zu lange mit Obelix gemeinsam im Fass mit dem Zaubertrank geplantscht hat. Sondern auch, weil es nichts gibt, was Danny Wieck nicht gewonnen hat. Neun Medaillen bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, hat er eingesammelt, sechs davon glänzen golden. Er war Weltmeister, hat Weltrekorde aufgestellt und hält diese in den Staffeln noch immer. „Wenn ich für andere ein Vorbild sein kann, nehme ich diese Rolle gern an. Ich gebe auch meinen Rat, wenn er gefragt ist. Aber ich nehme mich selbst nicht so wichtig“, sagt er.

Viel wichtiger ist ihm, anderen Menschen zu helfen. Das unterstreicht nicht nur die Leidenschaft fürs Rettungsschwimmen, sondern auch seine Berufswahl. Nachdem er 2016 freiwillig aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Warendorf ausgeschieden war, wollte Danny Wieck zur Polizei, kam aber über einen Freund mit der Berufsfeuerwehr in Wiesbaden in Kontakt. „Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Jeder Tag, jeder Einsatz ist anders. Ich habe immer etwas gesucht, wo ich sportlich aktiv bleibe und anderen helfen kann. Die Feuerwehr ist mein Traumjob“, sagt er. 48 Wochenstunden leistet er in Vollzeit neben dem kraftraubenden Training, das rund 20 Stunden pro Woche verschlingt. „Und wenn dann noch Zeit bleibt, arbeite ich auch noch im Rettungsdienst in lokalen Freibädern für die DLRG“, sagt er.

Warum er dieses „Retter-Gen“ in sich trägt, kann er nicht genau benennen. „Ich bin damit aufgewachsen, anderen Menschen zu helfen“, sagt er. Schon als Teenager war er an der Ostseeküste im Rettungsdienst tätig. 2009 absolvierte er eine Ausbildung als Fachkraft im Bäderdienst. Doch die Leidenschaft für den Sport war so groß, dass er 2013 in die Bundeswehr eintrat, um sich komplett auf das Rettungsschwimmen konzentrieren zu können. Es folgten im selben Jahr bei seiner World-Games-Premiere in Cali (Kolumbien) die ersten Goldmedaillen mit der 4-x-25-Meter-Puppenstaffel und der 4-x-50-Meter-Hindernisstaffel. „Von da an wusste ich, dass ich einiges erreichen kann!“

Warum der Sport ins Sondervermögen muss

Dabei vereint der organisierte Sport mehr Menschen als fast jeder andere Bereich unserer Gesellschaft. Es gibt mehr Sportvereine in diesem Land als Schulen, Kirchen oder Fitnessstudios. Mit mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften in 86.000 Sportvereinen ist der organisierte Sport die größte Bürgerbewegung des Landes. Er erreicht und vereint Menschen unabhängig ihres Alters, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihres sozialen Status. Und das flächendeckend: Auf dem Land, in der Stadt und überall dazwischen. Jede Kommune, jede Stadt und jedes Dorf hat mindestens einen Sportverein.

Im Sondervermögen der Bundesregierung, das mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro einen umfassenden Beitrag zur Modernisierung der Infrastruktur im Land leisten soll, droht der Sport jedoch trotzdem, außen vor zu bleiben.

Was das Deutsche Sportabzeichen so besonders macht

Wie eine Lokomotive auf Autopilot schiebt sich der drahtige Mann, das dünne Leibchen mit der Startnummer sechs über den freien Oberkörper gespannt, über die Laufbahn des Nidda-Sportfelds in Bad Vilbel. Runde um Runde spult er ab, sein Laufstil weist ihn als erfahrenen Ausdauerathleten aus. Seiner Pace kann niemand folgen, seine sieben Mitstreitenden überrundet er teilweise mehrmals. Im Ziel seines 3000-Meter-Laufs angekommen ist nicht zu erkennen, dass ihn der Abschluss seiner Prüfung unter der drückenden Nachmittagssonne angestrengt haben könnte. Diese Maschine pfeift nicht wie eine Dampflok aus dem letzten Loch, sie surrt minimal wie ein elektronischer Triebwagen. Anerkennender Applaus brandet auf aus Richtung des Zeltes, wo die nächsten Prüflinge auf ihren Start warten. Und Alexandra Pensky, beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) im Ressort Breitensport und Gesundheit für die Sportabzeichen-Veranstaltungen verantwortlich, spricht auf ihrem Platz hinter der Balustrade das aus, was in diesem Moment viele fühlen. „Dafür mag ich diese Veranstaltung so sehr. Die Stimmung ist einfach so schön, das ist Sport pur!“

Keine Frage: Der Auftakt der Sportabzeichen-Tour, die der DOSB seit 2004 organisiert und zu dem am Montag, den 16. Juli, über den Tag verteilt rund 600 Menschen in die mit knapp 36.000 Einwohner*innen bevölkerungsreichste Stadt im hessischen Wetterau-Kreis kamen, unterstrich eindrucksvoll, worum es beim Deutschen Sportabzeichen geht. Darum, die Vielfalt des Sports zu erleben und zu feiern; sich selbst zu persönlicher Höchstleistung zu motivieren, weil der einzige Gegner der innere Schweinehund ist und im gemeinsamen Wettbewerb mit anderen noch leichter besiegt werden kann. Darum, Herausforderungen zu meistern – und am Ende des Tages zwar nicht immer mit dem erhofften Ergebnis nach Hause zu gehen, aber doch nie mit leeren Händen.

Das Team der Ehrenamtlichen umfasst 100 Personen

„Das gefällt mir an dem Konzept so gut: Dass alle ihren Fähigkeiten und ihrem Fitnesslevel entsprechend auch niederschwellig Sport treiben können und trotzdem ausgezeichnet werden“, sagt Thomas Golla. Als Leiter des Organisationsteams hat der hauptberuflich beim Landratsamt in Bad Homburg Angestellte den Tour-Auftakt für den als Ausrichter fungierenden Sportkreis Wetterau auf die Beine gestellt. Drei Personen umfasst das Kernteam, das seit vergangenem November die Planung vorangetrieben hatte. Am Montag sind es inklusive aller freiwillig Helfenden rund 100 Personen. „Ich habe fast mein gesamtes privates Umfeld eingespannt und seit März rund 15 Stunden pro Woche ehrenamtlich gearbeitet. Das ist für eine Nebentätigkeit eigentlich zu viel“, sagt er. Aber dann die Begeisterung zu erleben, mit der die Aktiven und auch das Helferteam am Start sind, entschädige für alles. „Menschen zu bewegen und zusammenzubringen, das ist meine Mission, und dafür hat es sich für mich persönlich gelohnt!“

Seit dem Jahr 1913 wird in Deutschland ein Abzeichen für überdurchschnittliche und vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit verliehen. Wer es erhalten möchte, muss jeweils eine Übung aus den Teilbereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination absolvieren und außerdem die Schwimmfähigkeit nachweisen. Die 22 unterschiedlichen Übungen haben nach Altersklassen aufgeteilte Leistungsvorgaben, die eine Verleihung in Bronze, Silber und Gold ermöglichen. Die genauen Kriterien sind hier einzusehen. Angeboten wird die Abnahme in vielen der 86.000 Sportvereine in Deutschland, gut 550.000 Menschen mit und ohne Behinderung haben im Jahr 2024 eine dieser Möglichkeiten genutzt.

„Das Wichtigste ist spannendes und überzeugendes Engagement“

DOSB: Worauf sollten Vereine bei ihrer Bewerbung für die Sterne des Sports besonders achten?

ULRIKE SPITZ: Das Wichtigste ist natürlich, dass es ein spannendes und überzeugendes Engagement ist, mit dem sich der Verein bei den „Sternen des Sports“ bewerben will. Schließlich werden Vereine ausgezeichnet, die mit ihrem Engagement den Menschen im Ort oder der Region ein tolles Angebot machen, im Verein oder außerhalb. Egal, ob es ein gesellschaftlich relevantes Thema ist oder ob ein Verein seine Vereinsarbeit weiterentwickelt und so vielleicht mehr Mitglieder gewinnen kann.

Welche typischen Fehler in den Bewerbungen sollte man möglichst vermeiden?

Zu schade wäre, wenn ein Verein mit einem tollen Engagement nicht ausgezeichnet werden kann, weil in seiner Bewerbung irgendetwas fehlt, wenn zum Beispiel nur zwei der drei Bewertungskriterien ausgefüllt sind. Also unbedingt genau lesen, was gefordert ist. Und das Schlimmste wäre, wenn ein Verein ein überzeugendes Angebot hat, sich aber nicht bewirbt, weil die Verantwortlichen sich nicht trauen oder vielleicht gar nicht wissen, dass man bei den Sternen des Sports nicht nur ausgezeichnet wird, sondern auch noch gutes Geld für die Vereinsarbeit gewinnen kann.

Was macht für dich eine besonders starke Bewerbung aus?

Wenn bei einer Bewerbung deutlich sichtbar wird, was der Sport für die Menschen leisten kann. Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat es vor einigen Jahren sehr schön auf den Punkt gebracht: „Auf den ersten Blick ist Sport ein Spiel, auf den zweiten Blick ist es Gestalten der Gesellschaft.“ Ich könnte hier unzählige Beispiele aufzählen, wie das den Vereinen durch ihre Arbeit immer wieder gelingt – die Sieger und Finalisten der vergangenen Jahre (www.sterne-des-sports.de /Rückblick) zeigen das in wunderbarer Weise auf. Ich persönlich finde es auch wichtig, dass sich Vereine bewerben, die sich zum Beispiel darum kümmern, dass ihr Verein ein sicherer Ort für alle ist, oder sich mit Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit intensiv beschäftigen.

„Die große Gefahr ist, dass Vereine ihre Angebote streichen müssen“

DOSB: Thomas, der Sport findet in den Ausgestaltungen zur Verwendung des Sondervermögens bislang keine Berücksichtigung. Was waren deine ersten Gedanken, als du davon hörtest?

Thomas Weikert: Das ist eine Mischung aus Unverständnis, Ärger und Enttäuschung. Zunächst einmal möchte ich unterstreichen, dass wir im DOSB sehr dankbar dafür sind, dass im Koalitionsvertrag drei unserer Kernforderungen berücksichtigt wurden. Die politische Unterstützung unserer Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele ist sehr wichtig. Die Implementierung von Christiane Schenderlein als neue Staatsministerin für Sport und Ehrenamt halten wir für einen entscheidenden Fortschritt. Und auch die angekündigte Sportmilliarde für Investitionen in die Sportinfrastruktur ist ein richtiges Signal. Aber die 500 Milliarden Euro Sondervermögen, die für infrastrukturelle Investitionen zweckgebunden sind, sollen auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes einzahlen. Dass der organisierte Sport dabei nicht mitgedacht werden soll, ist für mich unverständlich. Ich frage mich, warum die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Sports an einigen Stellen anscheinend noch immer nicht gesehen oder verstanden wird.

Eine Erklärung dafür lautete, dass die Sportmilliarde Unterstützung genug biete. Warum ist das zu kurz gedacht?

Wir wissen ja noch nicht einmal, ob diese Milliarde pro Jahr fließen oder auf die gesamte Legislaturperiode von vier Jahren aufgeteilt werden soll. Aber angesichts eines Investitionsstaus im Bereich der Sportstätten-Infrastruktur, der mindestens 31 Milliarden Euro beträgt, ist selbst eine Milliarde im Jahr nicht ausreichend. Ich wünsche mir, dass an den entscheidenden politischen Stellen auf unsere Expertise vertraut wird. Wir haben, auch über unsere Landessportbünde, den besten Kontakt in unsere Mitgliedsverbände und -vereine. Wir wissen um die Probleme und können die notwendigen Investitionen am besten steuern.

Du hast den Investitionsstau angesprochen. Wie zeigt sich dieser konkret in den Sportstätten?

In vielen Kommunen sind die Mängel so gravierend, dass Angebote teilweise oder ganz gestrichen werden müssen. In 62 Prozent der Kommunen ist der Investitionsrückstand bei Schwimmbädern gravierend. Dabei geht es nicht nur um die Bäder an sich, sondern auch um die Umkleiden oder die Gebäude. Wenn ich dann Zahlen lese, dass mehr als 50 Prozent der Grundschüler nicht sicher schwimmen können, steigt bei mir die Sorge, dass der Investitionsstau in letzter Konsequenz dazu führt, dass mehr Menschen in Deutschland ertrinken. Das mag drastisch klingen, umso wichtiger ist es, dass wir gegensteuern. Was Sporthallen oder -plätze angeht, hat wohl jeder sein eigenes Bild davon vor Augen, wie es mancherorts aussieht. Da bröckelt der Putz von den Wänden, in den Umkleiden werden Bänke herausgerissen oder nur zwei von zehn Duschen funktionieren, Toiletten sind oft in schlechtem Zustand. Da ist viele Jahre zu wenig passiert, weil die Politik es teilweise nicht für notwendig befunden hat, die erforderlichen Investitionen zu tätigen. Diese Gleichgültigkeit und die finanziellen Zwänge der Kommunen, gepaart mit manchmal zu wenig Mut und Durchsetzungsstärke, sind ein Problem und fallen uns jetzt auf die Füße. 

Was würde passieren, wenn es zeitnah nicht gelingt, den Investitionsstau abzubauen?

Die große Gefahr, die wir sehen, ist die, dass viele Vereine ihre Angebote reduzieren oder komplett streichen müssen, wenn sie ihre Anlagen nicht modernisieren können. Im aktuellen Sportentwicklungsbericht geben 19 Prozent der Vereine an, dass sie wegen maroder Anlage vor großen oder sehr großen Problemen stehen, für 4,5 Prozent sind diese Probleme sogar existenzbedrohend. Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen, sondern müssen handeln. Vereine brauchen Verlässlichkeit, um insbesondere dem Nachwuchs, der in zehn oder 20 Jahren die Basis für die Leistungskader bildet, entsprechend optimale Trainingsbedingungen bieten zu können. Aber auch der Breitensport braucht diese Bedingungen. Investitionen in die Infrastruktur sind auch deshalb so wichtig, weil sie für jedes Mitglied sichtbar Veränderungen bewirken, die an der Basis ankommen. Wer sieht, dass in seinen Verein investiert wird, treibt nicht nur gern Sport, sondern wird auch motiviert, sich zu engagieren. Deshalb werbe ich nachdrücklich darum, einen Teil des Sondervermögens in den Sport zu investieren.

Das Sportabzeichen macht bundesweit in fünf Städten Station

In diesem Jahr macht die Tour in fünf Städten Halt und lädt tausende Menschen mit und ohne Behinderung jeden Alters ein, ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
 

Sportliche Höhepunkte in fünf Bundesländern


Gemeinsam mit den gastgebenden Kommunen, den jeweiligen Landessportbünden und der Sparkassen-Finanzgruppe als nationalem Förderer schafft der DOSB auch 2025 wieder einzigartige Erlebnistage für Sportler*innen, Schulklassen, Vereine, Betriebe und alle Interessierten. Im Mittelpunkt stehen die vier Gruppen des Deutschen Sportabzeichens: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Neben dem sportlichen Wettkampf sorgen vielfältige Mitmachaktionen, Informationsstände und ein buntes Rahmenprogramm für ein sportliches Gemeinschaftserlebnis. Die Sportabzeichen-Botschafter*innen – darunter Para-Skirennfahrer Gerd Schönfelder oder die ehemalige deutsche Kunstturnerin und dreifache Olympiateilnehmerin Elisabeth Seitz – der Sparkassen Finanzgruppe begleiten, geben Tipps und feuern zu persönlichen Höchstleistungen an.

FAQs Markenrelaunch Deutsches Sportabzeichen

Dieser Soft-Launch nimmt eine Komplettumstellung des Deutschen Sportabzeichens 2026 vorweg  und zeigt neben dem neuen Logo auch die Gestaltung und Farbgebung. Dabei steht der Weg zum Ziel, der Sportabzeichen-Abnahme, im Mittelpunkt. Denn wer das Deutsche Sportabzeichen ablegt, begibt sich auf eine sportliche Reise. 

Dieser individuelle Weg, besteht nicht nur aus Leistung, sondern aus vielen kleinen Etappen, Herausforderungen und persönlichen Erfolgen. Es geht um Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Koordination – aber vor allem um Freude an der Bewegung. Um das Erlebnis, sich selbst zu überwinden, besser zu werden, dranzubleiben. 

Das neue Logo steht ab sofort unter www.deutsches-sportabzeichen.de/materialien zum Download zur Verfügung und sollte unter Berücksichtigung der Design-Guidelines genutzt werden.

„Basketball ist wieder sexy in Deutschland“

Die Inselpark-Arena im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ist in dieser Woche Schauplatz einer Vorrundengruppe der Frauen-EM. Die von Lisa Thomaidis trainierten deutschen Basketballerinnen, die 1997 mit Bronze ihr bestes EM-Ergebnis einfuhren, treffen am Donnerstag (20 Uhr) zum Auftakt auf Schweden, tags darauf geht es ebenfalls um 20 Uhr gegen Spanien, zum Abschluss wartet am Sonntag (18 Uhr) Großbritannien. Magenta TV überträgt alle Spiele live. Peter Radegast (54), der zwischen 2010 und 2015 erstmals Sportdirektor des DBB war und dieses Amt seit Mai 2024 erneut bekleidet, hofft darauf, dass der Heimvorteil die Mannschaft zumindest ins Viertelfinale trägt. 

DOSB: Peter, ein Heimturnier ist für Athlet*innen, aber auch für jeden Verband etwas Besonderes. Für den DBB ist die Frauen-EM „nur“ ein Viertel-Heimturnier, ihr richtet eure Vorrundengruppe D in Hamburg aus. Welchen Stellenwert hat das Event dennoch?

Peter Radegast: Einen sehr großen. Wir haben vor drei Jahren die Dekade des Frauen-Basketballs ausgerufen mit dem Ziel, den Sport nachhaltig zu fördern. Auf diesem Weg haben wir uns bewusst um die Ausrichtung der EM-Vorrunde in diesem Jahr und der WM im kommenden Jahr bemüht, weil die Möglichkeiten, die ein Heimturnier bietet, mit nichts zu vergleichen sind. Gerade im Frauensport fehlt oft die öffentliche Wahrnehmung großer Turniere, vor allem dann, wenn sie in anderen Zeitzonen stattfinden. Mit einem Turnier im eigenen Land erhöhen wir die Aufmerksamkeit signifikant, weil es vielen Fans die Chance eröffnet, die Mannschaft live spielen zu sehen. Insofern ist die Bedeutung dieser EM-Vorrunde hoch für uns als Verband.

Tschechien, Griechenland und Italien sind die Mitgastgeber, die Finalrunden finden komplett in Piräus statt. Besteht nicht die Gefahr, dass trotz einer hoffentlich erfolgreichen Vorrunde in Hamburg das Interesse danach stark abnimmt?

Ich hoffe, das Gegenteil ist der Fall. Geteilte Turniere sind bei den Männern schon länger gelebte Praxis. Sie haben den Vorteil, dass die Gruppenspiele in den jeweiligen Gastgeberstädten meist besser besucht sind, als das der Fall wäre, wenn alle Partien an einem Ort stattfänden. Und unsere Hoffnung ist, dass wir mit der Vorrunde die Fans anfüttern und ihnen Appetit machen, danach auch den weiteren Turnierverlauf zu verfolgen. Dass die Inselpark-Arena für die drei Vorrundenspiele gegen Schweden, Spanien und Großbritannien ausverkauft ist, zeigt uns, dass das Interesse groß ist.

Ärgert ihr euch schon, nicht die große Barclays-Arena gebucht zu haben?

Nein, denn wir sind realistisch genug, dass 13.000 Plätze dann doch etwas zu viel gewesen wären. Wir denken schon, dass wir eine Arena mit 6.000 Plätzen gut gefüllt hätten, aber die ist in Hamburg nicht vorhanden. Und wir freuen uns sehr auf die Atmosphäre, die man von den Bundesligaspielen der Männer der Hamburg Towers kennt. Ich bin sicher, dass die Stimmung die Mannschaft beflügeln wird.

Das würde helfen, immerhin hat Bundestrainerin Lisa Thomaidis drei bittere Ausfälle zu verkraften. Die Sabally-Schwestern Satou und Nyara sind wegen ihrer Verpflichtungen in der WNBA ebenso nicht dabei wie Kapitänin Marie Gülich nach ihrem Kreuzbandriss. Was ist dennoch zu erwarten von der Mannschaft?

Wir müssen nicht drumherum reden, dass diese Ausfälle uns sehr weh tun. Die drei Genannten gehören zu dem Kreis, der schon im Nachwuchs eine sehr erfolgreiche Generation geprägt hat und nun das A-Team bildet, sie sind absolute Führungsspielerinnen. Aber wir haben eine Reihe an jungen Spielerinnen, die nachrücken und sich nun etwas früher beweisen können, als es vielleicht geplant war. Ich nenne bewusst keine Namen, um keinen zusätzlichen Druck aufzubauen, aber wir haben einige Talente, von denen wir uns eine Menge erhoffen. Und wenn das Team als ein solches auftritt und zusammenhält, dann kann es sich in einen Flow spielen, der vieles möglich machen kann.

Die ersten beiden Teams aus den vier Vorrundengruppen erreichen das Viertelfinale. Wie ordnen Sie die Chancen ein, das zu schaffen?

Ich halte unsere Gruppe für sehr ausgeglichen, da kann wirklich alles passieren. Spanien dürfte voraussichtlich die Nase ein Stück weit vorn haben, wir werden uns mit Schweden und Großbritannien um Rang zwei duellieren, insofern ist das Auftaktspiel sicherlich schon ein wichtiger Gradmesser. Die Frauen haben sich eine gewisse Stellung erarbeitet, sind in der FIBA-Rangliste auf Rang 13 vorgerückt. Bei der EM 2023, wo wir Sechster waren und uns den Platz im Olympia-Qualifikationsturnier erarbeitet haben, sind sie ebenso über sich hinausgewachsen wie im Qualiturnier und dann bei den Spielen in Paris. Möglicherweise wird uns die Konkurrenz angesichts der prominenten Ausfälle ein wenig unterschätzen, das könnte, ebenso wie der Heimvorteil in der Vorrunde, den Ausschlag für ein weiteres starkes Turnier geben. Das Viertelfinale ist das Ziel, und in einer K.-o.-Runde ist sowieso alles möglich.

Der Hype um den deutschen Basketball ist groß, der WM-Titel der Männer 2023 und das Olympiagold 2024 der Frauen im 3x3 haben für sehr viel Aufmerksamkeit gesorgt. Wie nimmst du die aktuelle Stimmung wahr?

Wir surfen weiterhin auf einer Erfolgswelle. Was wir 2023 mit dem WM-Titel der Männer erlebt haben, war ein Gamechanger. Noch krasser war es im vergangenen Jahr. Dass das ZDF im Halbfinale der 3x3-Frauen kurz vor Spielende die Übertragung abbrach, war im Nachhinein ein Segen. Der riesige Shitstorm hat mit dazu geführt, dass das Finale eine kaum für möglich gehaltene Aufmerksamkeit bekam, und das hat das Team herausragend für sich genutzt. Der Hype danach war wirklich unglaublich. Bei aller verdienten Euphorie um die 3x3-Frauen wurde aber bisweilen übersehen, dass auch in der Fünfervariante die Frauen bei den Spielen in Paris durchaus erfolgreich waren. Bei der Olympiapremiere das Viertelfinale zu erreichen, darauf hatten wir zwar gehofft, aber erwartet hatte das niemand. Und wie verrückt ist es bitte, dass der vierte Platz der Männer, die vorher noch nie in einem olympischen Halbfinale standen, als große Enttäuschung wahrgenommen wird? Natürlich wollten die Jungs nach dem WM-Titel unbedingt auch in Paris eine Medaille. Aber der Halbfinaleinzug war eine großartige Leistung, das müssen wir immer wieder einordnen, um nicht die Relationen aus dem Blick zu verlieren.

Deutsche Rekordbeteiligung bei den World University Games in NRW und Berlin

Deutschland wird mit einer Rekord-Delegation zu den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games antreten. Am Mittwochnachmittag (11. Juni) nominierte der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (adh) 305 Athletinnen und Athleten sowie 177 offizielle Delegationsmitglieder für die Weltspiele der Studierenden, die vom 16. bis 27. Juli in Bochum, Duisburg, Essen, Hagen und Mülheim sowie Berlin als Außenstandort ausgetragen werden. Team Studi geht in allen 18 angebotenen Sportarten an den Start und stellt sich der internationalen Konkurrenz aus rund 150 Ländern.

Während die größte Multisportveranstaltung des Jahres 2025 für viele Teilnehmende in erster Linie als Vorbereitung auf mögliche Einsätze bei Weltmeisterschaften oder Olympischen und Paralympischen Spielen dient, sind auch einige Athlet*innen am Start, die bereits Erfahrungen und Erfolge als Mitglieder des Team D vorweisen können. Nachdem Margarita Kolosov (21/Uni Stuttgart), Olympiavierte von Paris 2024 in der Rhythmischen Sportgymnastik, und Schwebebalken-Europameisterin Emma Malewski (20/TU Chemnitz) bereits in vorangegangenen Nominierungsrunden als Teilnehmerinnen bestätigt worden waren, kam am Mittwoch in 3x3-Basketballerin Elisa Mevius (21/University of Oregon) eine Olympiasiegerin von Paris zum Aufgebot hinzu.

Mit neuem Fokus: Ballhaus-Zwillinge kämpfen um WM-Medaillen

Im vergangenen Winter, als Wettkampf- und Trainingsbetrieb ruhten und sie endlich ein bisschen Muße fanden, haben Seija und Mascha Ballhaus eine To-do-Liste aufgestellt. Sich darüber klar zu werden, wohin ihr sportlicher Weg sie führen soll in den kommenden Jahren, war den Zwillingen ein wichtiges Anliegen. „Wir wollen bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles alles herausholen, was wir können. Dafür haben wir uns einen Plan gemacht, um so zielgerichtet wie möglich zu arbeiten“, sagt Mascha, während ihre eine Minute ältere Schwester zur Unterstützung vehement nickt. Es sind Momente wie diese, in denen deutlich wird, wie ernst es ihnen ist mit ihrem Sport. Aber auch, wie sehr sie es genießen, ihren Weg gemeinsam bestreiten zu dürfen.

Mascha und Seija sitzen für das Interview mit dem DOSB auf dem Bett, das sie sich in der Sportschule Kienbaum teilen. Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung auf die Judo-WM, die an diesem Freitag in Ungarns Hauptstadt Budapest beginnt, hat sie ins Berliner Umland geführt, in eine der Herzkammern des deutschen Sports. Sie genießen Trainingslager, weil sie in München, wo sie am Bundesstützpunkt trainieren, seit einigen Jahren getrennt voneinander leben. Weil sie aber seit ihrer Geburt fast alles teilen außer ihre Lebenspartner, gibt es die Ballhaus-Twins sportlich nur im Doppelpack. Entsprechend glücklich sind sie darüber, in Ungarn beide für das deutsche Team nominiert zu sein. Mascha tritt im 52-Kilogramm-Limit an, Seija in der Gewichtsklasse bis 57 Kilo. Das gesamte deutsche Aufgebot findet ihr hier.

Es ist die dritte WM im Erwachsenenbereich, die sie gemeinsam angehen, aber in diesem Jahr ist etwas anders. „Bislang sind wir zur WM eher mit der Einstellung gefahren, dass wir unser Bestes geben und mal schauen wollten, wofür es reicht“, sagt Seija, „es war cool, dabei zu sein, aber realistisch gesehen gab es immer Gegnerinnen, die stärker einzuschätzen waren.“ In diesem Jahr reist sie allerdings als Europameisterin an, nachdem sie Ende April in Podgorica (Montenegro) ihren ersten großen Einzeltitel feiern durfte. Und auch Mascha, die im Mai beim Grand-Slam-Turnier in Astana (Kasachstan) Gold holte, zählt zum Favoritenkreis. „Wir reisen beide mit dem klaren Mindset nach Budapest, um die Medaillen mitzukämpfen. Wir wissen jetzt, dass wir im Erwachsenenbereich angekommen sind, dass wir zur Spitze gehören und an einem guten Tag jede Gegnerin schlagen können“, sagt Mascha.

Das sind die Top 5 der Trendsportarten für den Sommer 2025

Der Sommer 2025 bringt frischen Schwung in die Sportlandschaft. Immer mehr Menschen suchen nicht nur nach Fitness und Action, sondern auch nach Gemeinschaft und Qualität - genau das bieten die rund 86.000 Sportvereine im Land mit innovativen und niedrigschwelligen Angeboten. Wir stellen fünf Trendsportarten vor, die diesen Sommer besonders gefragt sind und zunehmend auch im organisierten Sport und Vereinsleben ankommen.

1. Padel - Tennis trifft Squash

Padel hat sich längst von der urbanen Nischensportart zur festen Größe in vielen Sportvereinen entwickelt. Auf dem Mix-Court mit Wänden treffen Dynamik, Taktik und Spaß aufeinander. Das Spielfeld ist kleiner als beim Tennis und von Wänden - teils aus Glas, teils aus Gittern – umgeben, die in das Spielgeschehen einbezogen werden können. Dies führt zu schnellen, taktischen Spielzügen, die das Spiel spannend und dynamisch machen. 

Padel zeichnet sich insbesondere durch seine Einfachheit aus: Die Grundtechniken sind leicht zu erlernen, so dass man schnell Fortschritte macht und Spaß am Spiel hat. Gleichzeitig wird die Kondition gefordert und die Auge-Hand-Koordination verbessert. Immer mehr Vereine bauen Padel-Plätze und bieten Schnupperkurse sowie regelmäßige Trainingsgruppen an - ideal für Einsteiger*innen und Fortgeschrittene.

https://www.tennis.de/spielen/weitere-sportarten/padel.html 

2. Calisthenics - Krafttraining unter freiem Himmel

Viele Vereine setzen inzwischen auf Outdoor-Fitnessangebote wie Calisthenics. In dafür ausgestatteten Bewegungsparks oder Vereinsanlagen wird mit dem eigenen Körpergewicht trainiert - effektiv, funktionell und gemeinschaftlich. Die Nachfrage wächst, und so lassen sich derzeit über 1.000 Calisthenics-Parks im öffentlichen Raum verzeichnen.

Ob als Kursangebot oder freies Training: Calisthenics begeistert besonders junge Zielgruppen, verhilft sowie motiviert zu einem gesunden Lebensstil und eignet sich auch im Präventions- und Gesundheitssport.

https://www.dcs-verband.de/ 

3. Wingfoiling - schwerelos übers Wasser gleiten

Gerade Wassersportvereine und Segelclubs entdecken Wingfoiling als neue Disziplin für sich. Mit dem Foil unter dem Board und einem Wing in der Hand gleitet man scheinbar schwerelos über das Wasser. Viele Vereine bieten mittlerweile Einführungskurse oder spezielle Wing-Angebote für Jugendliche an - meist an Seen oder Küstenstandorten. Schon bei wenig Wind ab ungefähr 8 Knoten ist Wingen möglich. 

Das Material ist reduziert, leicht und handlich, der Wing muss nur aufgepumpt werden. Zum „Wingen“ nimmt man einfach den sogenannten FreeWing in die Hand, und schon beschleunigt das Board unter den Füßen. Kein Rigg wie beim Windsurfen und keine Schnüre wie beim Kiten sind erforderlich.

https://dwfv.de/ 

Karina Schönmaier ist Sportlerin des Monats

Turn-Shootingstar Karina Schönmaier ist von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit 45,& Prozent der Stimmen zur Sportlerin des Monats Mai gewählt worden. Die 19-jährige Bremerin, die am OSP in Chemnitz trainiert, hatte vergangene Woche bei der Heim-EM im Rahmen des Deutschen Turnfestes in Leipzig zweimal Gold und einmal Silber gewonnen und avisierte damit zur erfolgreichsten Starterin der deutschen Mannschaft. Schönmaier sicherte sich den EM-Titel im Sprung sowie mit Partner Timo Eder im erstmals ausgetragenen Mixed-Wettbewerb und gewann gemeinsam mit Helen Kevric, Janoah Müller, Lea Quaas und Silja Stöhr im Team die Silbermedaille..

Karina Schönmaier setzte sich bei der Wahl gegen Moritz Wesemann (28,2%) durch, der bei der EM in der Türkei gleich vier Medaillen gewann: Jeweils Gold vom Einmeterbrett und gemeinsam mit Timo Barthel im Synchron-Springen vom Dreier, Silber mit dem Team (mit Lena Hentschel, Pauline Pfeif und Ole Rösler) und Bronze im Einzel vom Dreimeterbrett. Auf Platz drei der Wahl landete Ricarda Funk (26,2%), die Grand Dame des Kanuslalom-Sports. Die 33-jährige Olympiasiegerin von Tokio beeindruckte im Mai bei den Europameisterschaften in Paris mit einer Glanzzeit im K1 und sicherte sich damit den vierten EM-Titel ihrer Karriere.

Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athletinnen und der Athlet von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.

Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl „Sportler/Sportlerin des Monats“ stimmen anders als etwa bei Medien- oder Publikumswahlen ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- sowie Spitzenathletinnen und -athleten ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note. Zudem ist mit der Wahl eine Einladung zum „Ball des Sports“ der Sporthilfe verbunden, der im kommenden Jahr am 21. Februar 2026 in der Frankfurter Festhalle stattfindet.

Vier Konzepte für Olympia in Deutschland

Mit beeindruckender Unterstützung aus der Politik, unter anderem durch die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten aus acht der 16 Bundesländer sowie zahlreiche Oberbürgermeister*innen, haben die vier Bewerberstädte und -regionen Berlin, Hamburg, München sowie Rhein-Ruhr ihre Grobkonzepte für eine Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele fristgerecht zum 31. Mai beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingereicht.

DOSB-Präsident Thomas Weikert würdigte das Engagement aller Beteiligten: „Wir sprechen allen vier Bewerbern unseren ausdrücklichen Dank für die Einreichung ihrer Konzepte sowie für den damit verbundenen Einsatz an Zeit und Sorgfalt aus.“ Das große Interesse sei jedoch nicht überraschend. „Es ist das Zwischenergebnis eines breit getragenen, strategischen Prozesses, den der DOSB gemeinsam mit Städten, Ländern und Bund über zwei Jahre gestaltet hat. Außerdem ist es eine direkte Folge der Reformen des IOC. Die Spiele sind dank der Agenda 2020 und der nachfolgenden Reformen wieder sehr viel attraktiver für mögliche Ausrichter geworden.“ Die Agenda 2020 war vom IOC im Jahr 2014 entworfen worden, um in 40 detaillierten Empfehlungen die Rolle des Sports in der Gesellschaft sowie die olympischen Werte zu schärfen. Kernpunkte waren die Stärkung der Athlet*innen, Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit und Einbindung der Jugend. Die Olympic Agenda 2020+5 ist die strategische Weiterentwicklung der Olympic Agenda 2020. Diese finden Sie hier.

Trendsport made in Germany: Wie Hyrox zur weltweiten Bewegung wurde

Ob Hyrox noch eine Trendsportart ist, wüsste Moritz Fürste auch gern. „Seit sechs Jahren tauchen wir in den Frühjahrslisten der Fitnessmagazine als ‚Trend to watch out for this year‘ auf. Und wir fragen uns, wie lange das noch so gehen wird“, sagt der Mann, der 2017 mit seinem Geschäftspartner Christian Toetzke den Fitnesswettkampf erfunden und innerhalb kurzer Zeit zu einem weltweiten Phänomen gemacht hat. Zahlen gefällig? Bitte sehr: Im Kalenderjahr 2025 sind weltweit knapp 110 Events mit insgesamt 850.000 Teilnehmenden geplant. Der Umsatz wird bei rund 130 Millionen Euro liegen, fast 8000 Gyms sind global als Lizenznehmer in den Hyrox-Kosmos eingebunden. Für einen Trend sind das durchaus beeindruckende Werte.

Wer Moritz Fürste fragt, was ihn in den vergangenen acht Jahren seit der Firmengründung am meisten überrascht hat, dem antwortet er mit derselben Gewissheit, die ihn als Hockey-Olympiasieger beim Spielaufbau auszeichnete. „Eigentlich gar nichts, wir haben von Beginn an daran geglaubt, dass unsere Idee funktionieren würde.“ Lediglich das Tempo der Entwicklung lasse sein Team und ihn noch manches Mal staunen. „Man erstellt im Lauf der Zeit eine Menge Businesspläne mit mehreren Varianten. Der Best Case, den wir jemals präsentiert haben, war ausgehend von 50 Veranstaltungen im Jahr ein Doppelevent an zwei aufeinander folgenden Tagen mit insgesamt 7000 Teilnehmern. Jetzt machen wir fast 110 Events, die im Schnitt vier Tage dauern, und hatten vor wenigen Wochen in Berlin die Rekordzahl von 20.000 Starterinnen und Startern. Das ist eine sehr schöne Entwicklung“, sagt er.

Premierenevent im November 2017 in Hamburg

Worin das Erfolgsgeheimnis von Hyrox, das bei Gründung noch Curox hieß, liegt? Zum einen, glaubt Moritz Fürste, haben Toetzke, der die Sportszene schon seit vielen Jahren mit seinem Einfallsreichtum begleitet, und er mit der Idee einen Nerv getroffen. „Christian hatte, bevor wir mit unserem Projekt gestartet sind, schon länger darüber nachgedacht, wie sich Fitnesstraining und Wettkampfgeist zu einem Event vereinen ließen, weil ihm in der Sparte ein ‚Mass Participation Event‘ fehlte. Und wir haben sehr schnell gemerkt, dass das vielen Menschen so ging“, sagt er. Nach dem Premierenevent im November 2017 in Hamburg, wo heute rund 50 Mitarbeitende am Hauptsitz des Unternehmens im Stadtteil Ottensen arbeiten, konzentrierte sich der studierte Marketing- und Kommunikationsfachmann, der im Juni 2018 sein letztes Bundesligaspiel bestritt und ein Jahr später vor mehr als 2.000 Fans offiziell verabschiedet wurde, komplett auf Hyrox, „weil wir gemerkt haben, dass das Thema genauso funktionierte wie erhofft.“

Zum anderen sei elementar wichtig, dass Hyrox in seinem Aufbau einfach zu verstehen und vor allem unveränderlich sei. Es gibt keine notwendige Qualifikationszeit und im Wettkampf auch kein Zeitlimit. „Wir erhalten oft Anfragen, ob wir nicht neue Übungen aufnehmen oder längere oder kürzere Distanzen anbieten wollen. Aber das wollen wir nicht. Hyrox bleibt so, wie wir es erfunden haben“, sagt er. Das bedeutet: Es gibt acht verschiedene Fitness Work-outs, an die sich jeweils ein 1000-Meter-Lauf anschließt. Die Übungen sind so konzipiert, dass alle Muskelgruppen und Körperbereiche angesprochen werden: 1000 Meter Ski-Ergometer, Sled Push und Sled Pull (Ziehen und Schieben eines Gewichtschlittens), 80 Meter Burpee-Weitsprünge, 1000 Meter Ruder-Ergometer, 200 Meter Farmers Walk mit schweren Gewichten, 100 Meter Ausfallschritte mit Sandsack und zum Abschluss 100 Wall Balls (Medizinballwürfe an die Wand). Die besten Profis bestehen die Herausforderung in deutlich unter einer Stunde. Der US-Amerikaner Hunter McIntyre brauchte im Dezember 2023 in Stockholm 53:22 Minuten, Lucy Procter aus England stellte im Februar 2024 in Wien mit 58:03 Minuten den weiblichen Weltrekord auf.

„Erinnern Sie sich noch an Headis?“

DOSB: Herr Professor Mittag, zum Einstieg sollten wir einmal die Grundlagen klären: Wie lautet die genaue Definition von Trendsport?

Jürgen Mittag: Das ist weder ganz einfach noch eindeutig, da es eine allgemeingültige und trennscharfe Trendsportdefinition bis heute nicht gibt. Trendsport ist ein Kompositum aus unterschiedlichen Bereichen, die bisweilen nach neu entwickelten Sportgeräten wie Padel-Tennis oder Spikeball), nach naturräumlichen Begebenheiten wie Snowboardfahren oder Windsurfen und bisweilen auch nach Motiven wie etwa Funsport, Extremsport, Abenteuersport) differenziert werden. In einem grundsätzlichen Verständnis kann man Trendsportarten als neue sportliche Bewegungsformen definieren, die primär von jungen Menschen in informellen, unreglementierten Kontexten praktiziert und erlebnisorientiert ausgeübt werden. Trendsportarten erfreuen sich dabei über einen längeren Zeitraum hinweg zunehmender Beliebtheit und werden von den Aktiven oftmals in ihren Lebensstil eingebunden und betont inszeniert. Definitorische Grenzen verschwimmen aber, da nicht jeder Extremsport im Trend liegt, wenn man beispielsweise an Höhlentauchen oder Eisklettern denkt.

Dann vielleicht so gefragt: Wann wird aus einer Trendsportart ein etablierter Sport?

Seitens der wissenschaftlichen Forschung sind übergeordnete Phasen identifiziert worden, die Trendsportarten gemein haben. Die erste Phase ist die Einführung einer Sportart von Pionieren, die diese entdeckt oder erfunden haben. Im zweiten Schritt gelingt die Verbreitung in einem engeren sozialen Milieu, aus dem heraus in Phase drei die Erweiterung in ein breiteres, etabliertes Milieu folgt. Die vierte Phase ist die der Reife, die von einem verstärkten Medieninteresse und der Austragung von regelmäßigen Wettbewerben geprägt wird. In Phase fünf sehen wir die Etablierung als anerkannte gesellschaftliche Praxis inklusive Marktsättigung. Und der Peak wäre als letzte Phase die Aufnahme in den olympischen Kosmos, wobei damit auch die World Games als Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten gemeint sein können.

Wie viele Trendsportarten gibt es aktuell, wie viele kommen Jahr für Jahr dazu und verschwinden auch wieder?

Das lässt sich nicht präzise beziffern, da sich Trendsportarten fortlaufend verändern – neue Sportarten entstehen, andere verlieren an Popularität oder etablieren sich dauerhaft. Schätzungen gehen von mehreren Dutzend bis über 100 verschiedenen Trendsportarten aus, je nach Definition und Betrachtungszeitraum. Eine Systematik von Sportarten ist aber auch grundsätzliche eine Herausforderung: In den 70er-Jahren ging man noch von 40 bis 50 Kernsportarten aus. Heute haben wir eine deutliche stärkere Ausdifferenzierung, im Wikipedia-Artikel zu Sportarten finden sich allein rund 500 Sportarten, von einigen wird man dabei noch nie gehört haben. Die Frage hierbei ist: Wo zieht man die Grenze zwischen einer Hauptsportart und ihren Varianten oder Subformen? Ist Padel etwa ein eigener Sport oder eine Unterform von Tennis oder Squash? Diese Diskussionen werden regelmäßig geführt und machen eine exakte Quantifizierung der Trendsportarten unmöglich.

Wer entscheidet eigentlich, ob ein Sport als Trendsport gilt? Gibt es dafür bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen?

Nein, eine offizielle Anerkennung als Trendsport gibt es nicht, man kann aber die Triebkräfte  zur Verbreitung und Etablierung näher beleuchten. Wenn man das Phasenmodell zugrunde legt, ist für die Trendsportaktivität der Schritt von Phase drei zu vier entscheidend, also ob es zu einem verstärkten Medieninteresse und regelmäßigen Wettkämpfen kommt. Man kann aber nicht für alle Fälle generalisieren, welche Mechanismen wirksam werden müssen, damit sich eine Trendsportart behauptet. Zentral ist eine jugendkulturelle Szene, die dazu beiträgt, einen lebensstilerzeugenden Trend zu popularisieren, der dann eine breitere Gesellschaftsschicht durchdringt.

Das bedeutet, dass Trends primär von der jungen Generation gesetzt werden?

Das kann man so sagen. In der Altersstufe 16 bis 25 ist die größte Bereitschaft vorhanden, sich zu erproben, abzugrenzen und ein gewisses Risiko einzugehen. Diese Dinge begünstigen das Entstehen von Trends. Aber Trendsport ist nicht ausschließlich der Jugend vorbehalten. Wenn wir auf Yoga schauen – ein Sport, der jahrhundertealte Wurzeln besitzt, dessen moderne Formen wie Power Yoga, Aerial Yoga oder Hot Yoga aber durchaus trendsportähnliche Züge aufweisen, dann sehen wir eine Verbreitung auch in älteren Generationen.

Sind die sozialen Medien ein wichtiger Treiber von Trendsportarten, oder spricht das Beispiel Aerobic, das in den 80er-Jahren weltweit populär war, gegen diese These?

Beides ist richtig. Social Media hat ohne Zweifel eine hohe Bedeutung, weil darüber Trends viel schneller und mittlerweile auch über Ländergrenzen und sprachliche Kommunikationsräume hinweg breiter vermittelt werden können. Aber Aerobic ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Trends sich auch schon vor dem Zeitalter des Internets weltweit verbreiten konnten, wenn die Medienpräsenz hoch genug war. Die Schallplatten und Videos, auf denen Jane Fonda in den USA und in Deutschland vor allem Sydne Rome ihre Fitnessübungen vortanzten und erklärten, stürmten seinerzeit die Charts. Ich will aber auch auf eine jüngere Entwicklung hinweisen, der Trends heute ausgesetzt sind. Durch die anhaltende Individualisierung der Gesellschaft und die kommunikative Fragmentierung kann es – trotz der Reichweite der sozialen Medien –  auch schwieriger werden, einen Massentrend zu erzeugen. Dennoch ist unstrittig, dass ihre Bedeutung für den Trendsport beträchtlich ist.

Woher kommen denn die meisten Trendsportarten?

Rückblickend sind die USA dank ihrer Verbindung zwischen Subkulturen, Lebensstil, einem vor allem für Outdoorsportarten sehr förderlichen Klima und der beträchtlichen Unterstützung der Sportindustrie der größte Trendsetter mit den günstigsten Rahmenbedingungen für Neuentwicklungen. Aber ihre ausschließliche Dominanz ist ins Hintertreffen geraten. Dies auch, weil mit Red Bull ein in Europa ansässiger Konzern den Trendsport als Marketingtool entdeckt hat. Vom Downhill Mountainbiking bis hin zum Cliff Diving werden eine Fülle von Aktivitäten und Events gefördert, die nicht zuletzt im Extrem-und Actionsport verankert sind.  Angesichts der digitalen technischen Entwicklung wird auch Fernost zu einem immer wichtigeren Player im Trendsport, namentlich im E-Sport. Die Verbreitung ist auf jeden Fall differenzierter und vielschichtiger geworden. Festzuhalten ist aber auch, dass das Feld Trendsport in der Wissenschaft nicht mehr die Aufmerksamkeit erhält, die es Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre hatte. Da wurde der Erfolg zum Malus, durch die Ausdifferenzierung und Individualisierung ist es immer schwieriger geworden, Trends wissenschaftlich greifbar zu machen.

Turnfest gewinnt mit Toleranz und Weltoffenheit

DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl verwies zu Beginn des Internationalen Deutschen Turnfests in Leipzig während einer Pressekonferenz auf die lange Zeit der Vorbereitung. „Wir haben acht Jahre gebraucht, bis wir es nach Leipzig geschafft haben. Das Turnfest sollte ursprünglich schon im Jahr 2021 Leipzig zur Hauptstadt des Turnsports machen, jedoch wurde dieses Vorhaben aufgrund der pandemischen Lage ausgebremst. Turnfeste ermöglichen in einer einzigartigen Weise eine Kombination aus Begegnung und Sport, denn nur bei einem Turnfest gibt es das, dass eine Stadt komplett im Zeichen des Sports - des Vereinssports - steht, sagte Hölzl und verwies auf die vereinenden Kräfte, die durch Sport und Bewegung freigesetzt werden können. „Aus meiner Sicht ist das gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Das Internationale Deutsche Turnfest steht für Toleranz und Weltoffenheit.“

Mehr als 80.000 Teilnehmende und viele zusätzliche Besucher*innen reisten in der vergangenen Woche nach Leipzig und wurden dort von den insgesamt 3.500 Volunteers mit Informationen und vielem mehr versorgt. Sie nahmen an Wettkämpfen teil, besuchten Veranstaltungen als Zuschauende oder nahmen an Fortbildungen, Vorträgen und verschiedenen Veranstaltungen teil. Eine von ihnen war DOSB-Vorständin Michaela Röhrbein, beim DOSB zuständig für den Bereich Sportentwicklung. Sie absolvierte in Leipzig ihren ersten Wahlwettkampf als Teil einer Trainingsgruppe. Diese Erfahrung habe sie in ihrer beruflichen Überzeugung bestärkt: Sportentwicklung beginnt immer mit Beziehung, Vertrauen und Verlässlichkeit.

„Beim Turnfest wurde einmal mehr deutlich, was wir im Sport wirklich bewegen: Menschen, Gemeinschaft, Haltung“, postete Röhrbein im Anschluss auf ihrem LinkedIn-Profil.

 

Die wichtigsten Antworten zur deutschen Olympiabewerbung

Deutschland möchte sich erneut um die Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele bewerben und das größte Sportevent der Welt nach München 1972 endlich wieder ins eigene Land holen. Der DOSB hat den Prozess dazu vor mehr als zwei Jahren angestoßen, nun liegen die ersten Konzepte von vier Bewerbern vor.

Wer sich bewirbt, was in den Konzepten steht und wie es weitergeht: Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

1. Welche Städte und Regionen haben Interesse an der Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele?

Vier Städte und Regionen haben Ende Mai fristgerecht ihre ersten Konzepte für Olympische und Paralympische Spiele beim DOSB eingereicht. Mit Berlin, Hamburg, München und der Rhein-Ruhr-Region stehen die drei einwohnerstärksten Städte sowie die größte Metropolregion Deutschlands als Bewerber um die Spiele in Deutschland in den Startlöchern. Beworben werden soll sich um die Sommerspiele 2036, 2040 und 2044. Die Flexibilität ist wichtig, weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) noch nicht entscheiden hat, in welchem Jahr die Spiele wieder nach Europa gehen sollen – und dann gilt es für Deutschland, bereit zu sein.

Neben den Bewerberstädten und -regionen haben Vertreter*innen aus den vier Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein sowie zahlreiche Oberbürgermeister ihre Unterstützung für die Bewerbungspläne des DOSB signalisiert.

Bundesweites Webinar zu den „Sternen des Sports“

Diese und weitere Fragen hat ein zentrales, bundesweites Webinar am Mittwoch, den 4. Juni 2025 von 18.00 bis 19.00 Uhr beantwortet. Das Angebot richtete sich an alle Sportvereine in Deutschland, die sich über den Wettbewerb informieren und ihre Bewerbung noch bis zum Stichtag 30. Juni 2025 einreichen möchten.

Inhalte:
- Vorstellung des Wettbewerbs „Sterne des Sports“
- Der optimierte Bewerbungsprozess
- Ablauf und nächste Schritte
- Gute Beispiele aus der Praxis
- Tipps für eine gelungene Bewerbung
- Fragerunde und Austausch
- Hinweise zum Community-Kanal

Die vorgestellte PowerPoint-Präsentation im Rahmen des Seminares findet ihr hier:

Präsentation Webinar Sterne des Sports 2025

Zukunft gemeinsam gestalten: Sportentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe neu denken

Am 3. und 4. Juni 2025 trafen sich über 60 Sportentwickler*innen aus rund 40 Mitgliedsorganisationen des DOSB zum zweiten Präsenztreffen des Sportentwickler*innen-Netzwerks im Haus des Sports in Frankfurt am Main. Nach dem erfolgreichen Auftakt im Vorjahr lag auf Einladung und unter der Moderation von Vorständin Michaela Röhrbein der diesjährige thematische Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung von Vereinen und Verbänden. 

Die zweitägige Veranstaltung bot den Teilnehmenden eine Plattform, um sich intensiv über aktuelle Herausforderungen, zukunftsweisende Strategien und innovative Ansätze im organisierten Sport auszutauschen. Ziel war es, voneinander zu lernen, Synergien zu schaffen und praxisrelevante Impulse für die eigene Arbeit mitzunehmen. 

Zum Auftakt des Treffens setzte Stefan Kermas (Train your Business) mit seinem inspirierenden Impulsvortrag wichtige Akzente. Mit einem klaren Blick auf die Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt gab er Denkanstöße für eine zukunftsfähige Organisationskultur. Besonders eindrucksvoll war sein Plädoyer für den Wandel hin zu sogenannten Pfirsichorganisationen – Strukturen, die durch Offenheit, Vertrauen und sinnstiftende Zusammenarbeit überzeugen. 

Konkrete Einblicke aus der Praxis lieferten anschließend Vertreter*innen des organisierten Sports. Der Hessische Turnverband (Charly Rokoss), der Deutsche Skiverband (Thomas Braun & Patricia Finster) sowie der LandesSportBund Niedersachsen (Marco Lutz) stellten innovative Ansätze zur Weiterentwicklung ihrer Verbandsstrukturen und Vereinsberatungsangebote vor. Ihre Beispiele zeigten eindrucksvoll, wie Veränderungsprozesse gelingen können – praxisnah, mutig und mit einem klaren Fokus auf die Zukunftsfähigkeit des Vereinssports. 

UV-Schutz im Sport nimmt Fahrt auf

Sonnenschein, blauer Himmel und Hochbetrieb auf dem Sportplatz: Kurz nach Mittag wärmen sich Nachwuchstalente für ihre Wettbewerbe auf. Schattenplätze sind rar, das Sonnenbrand-Risiko ist hoch - und durch den Klimawandel nimmt das noch weiter zu. Damit solche Situationen seltener werden, bieten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Vereinen und Verbänden die Broschüre „Praxistipps zum UV-Schutz“ an. Darin geht es um gut umsetzbare Sonnenschutzmaßnahmen - wie der Anzeige des UV-Index bei Turnieren und Wettkämpfen. 

BfS-Präsidentin: Kinder tragen ein besonders hohes Gesundheitsrisiko durch UV-Strahlung 

„Gerade Kinder tragen bei unzureichendem Schutz ein besonders hohes Gesundheitsrisiko, da ihre Haut und ihre Augen ganz besonders empfindlich gegenüber UV-Strahlung sind. Sonnenbrände im Kindesalter erhöhen beispielsweise das Hautkrebsrisiko um das Zwei- bis Dreifache“, sagt BfS-Präsidentin Inge Paulini. Das BfS werbe seit einiger Zeit verstärkt dafür, den UV-Schutz auch in die Planungen von Sportclubs aufzunehmen. „Das Thema nimmt Fahrt auf. Vereine fragen aktiv Infos bei uns an“, bilanziert sie. 

Der DOSB weist darauf hin, dass der UV-Schutz immer mitgedacht werden sollte. „Auch der Sport ist vom Klimawandel betroffen. Zu den direkten klimabedingten Gesundheitsrisiken zählen Hitzerisiken, Risiken durch Extremwetterereignisse sowie die UV-Strahlung. Mit der Broschüre Praxistipps zum UV-Schutz zeigen wir Maßnahmen auf, wie sich alle am Sport beteiligten Personen wie z.B. Sportler*innen, Zuschauende, Kampfgerichte bei UV-Belastung verhalten sollen. Wer viel draußen trainiert, sollte vorab stets den Wetterbericht inklusive UV-Index prüfen und sich ausreichend vor der Sonne schützen“, fasst Michaela Röhrbein, Vorständin Sportentwicklung des DOSB, zusammen. 

 

„Es geht allen darum, die Spiele endlich wieder nach Deutschland zu holen“

DOSB: Stephan, dem DOSB liegen vier spannende Konzepte für eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele vor, die Medien berichten bundesweit ausführlich. „Plötzlich wollen alle Olympia“ las man vergangene Woche in der BILD - was bewirkt eine solche Schlagzeile aus deiner Sicht?

Es gehört glücklicherweise nicht zu meinen Aufgaben, die Auswirkungen medialer Schlagzeilen zu analysieren. Aber ich finde, dass es für den Sport weitaus Schlimmeres gibt als den Fakt, dass die vier bevölkerungsreichsten Städte unseres Landes und acht der 16 Bundesländer mit großer Überzeugung die Olympischen und Paralympischen Spiele ausrichten wollen. Das ist ein starkes Zeichen für die Olympische Bewegung in Deutschland. Und dafür, dass der gesamtgesellschaftliche Mehrwert, den modern und nachhaltig gestaltete Sportgroßveranstaltungen auslösen können, stetig wachsende Anerkennung erfährt. Mich „stört“ lediglich das Wort plötzlich in der Schlagzeile.

Wieso?

Weil der Status Quo kein plötzliches Zufallsprodukt ist, sondern das erfreuliche Zwischenergebnis eines langfristig angelegten Prozesses. Als sich der DOSB Ende 2022 auf den Weg gemacht hat, einen erneuten Bewerbungsversuch anzugehen, war die Ausgangslage durchaus noch eine andere. Nach sieben, zählt man die Rhein-Ruhr-Initiative für 2032 dazu, erfolglosen Bewerbungsversuchen hat nicht sofort jeder gerufen „Hurra, versuchen wir es ein achtes Mal“, als die Idee bekannt wurde. Deshalb war es richtig und wichtig, dass sich der DOSB für den neuen Anlauf Zeit genommen und zunächst einmal in Gesellschaft, Politik und selbst den eigenen Strukturen Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit geleistet hat. Wir mussten auf vielen Ebenen glaubwürdig aufzeigen, dass vor allem der langfristige Reformprozess beim IOC bis hin zur Agenda 2020+5 dazu führen wird, dass Olympische Spiele der Zukunft anders aussehen können. Dass sich diese „neuen Spiele“ dem Gastgeber anpassen. Und nicht mehr - so wie noch bei den letzten deutschen Anläufen der Fall - der Gastgeber den Spielen. Wenn ich dann jetzt so eine Schlagzeile lese, denke ich, dass diese Überzeugungsarbeit ihren Teil dazu beigetragen hat. Aber vor allem haben uns auch die vielen erfolgreichen Sportgroßveranstaltungen in Deutschland der vergangenen Jahre, wie die European Championships 2022, die Special Olympics World Games 2023 und die Fußball-EM 2024, geholfen. Und natürlich die Spiele von Paris im vergangenen Jahr, die für viele Menschen den eindrucksvollen Nachweis erbracht haben, dass es tatsächlich möglich ist, Olympische und Paralympische Spiele als urbanes, kostenreduziertes und nachhaltiges Event auszurichten. 

Bis Herbst 2026 soll final entschieden sein, mit welcher Stadt bzw. Region sich der DOSB bewerben wird. Was sind die wichtigsten Arbeitsthemen, die nun in den kommenden Wochen und Monaten vor dir und deinem Team in der Stabsstelle Olympiabewerbung liegen?

Unsere Kernaufgabe der nächsten Monate ist es, die eingereichten Konzepte zum einen auf die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen zu überprüfen. Also rein objektiv festzustellen, ob die Durchführung der Spiele auf Grundlage der vorliegenden Konzepte in den Bewerberregionen überhaupt möglich ist. Zudem werden wir in enger Abstimmung mit den Olympischen Verbänden und den Bewerberregionen schauen, ob und wie man die Konzepte weiter optimieren kann. Gerade auch schon mit Blick auf den internationalen Wettbewerb. Wir sind ehrgeizig und wollen am Ende des nationalen Prozesses bestenfalls vier Konzepte haben, die auch im internationalen Wettbewerb gewinnen können. Darüber hinaus müssen wir die Konzepte in den kommenden Monaten auch mit einem Preisschild versehen, sprich die jeweiligen Durchführungsbudgets definieren. Diese Aufgabe übernehmen wir, damit die sogenannten OCOG-Budgets der vier Konzepte vergleichbar und nachvollziehbar sind.  Zudem müssen bis zur Mitgliederversammlung im Dezember die nationale Vision einer deutschen Bewerbung sowie die Bewertungsmatrix für die finale Auswahl des deutschen Bewerbers fertiggestellt werden. Langweilig wird es uns also auf keinen Fall.

Wie groß ist dein Team, in welche Kernbereiche seid ihr aufgeteilt?

Mittlerweile arbeiten sechs Kolleg*innen in der Stabsstelle Olympiabewerbung, aufgeteilt in die Bereiche Projekt- und Kommunikationsmanagement. Aber eine solche Bewerbung liegt ja sozusagen in der DNA des DOSB, deshalb arbeiten tagtäglich viel mehr Haupt- und Ehrenamtliche an der Umsetzung. Die Stabsstelle ist dabei der zentrale Maschinenraum, in dem viele Dinge zusammenlaufen und für die Entscheidungsgremien und Mitgliedsorganisationen entwickelt werden.

Du arbeitest sehr viel im Hintergrund daran, das Thema Olympische Spiele in der Gesellschaft zu verankern. Kannst du beziffern, wie viele Termine du dafür pro Monat oder Jahr absolvierst, und worauf kommt es dabei besonders an?

Um das exakt sagen zu können, müsste ich meinen Kalender der vergangenen drei Jahre durchforsten. Aber so drei- bis vierhundert interne und externe Präsentationen und Diskussionsrunden dürften da allein bei mir sicher zusammengekommen sein. Neben den digitalen Maßnahmen, die wir umgesetzt haben, war und ist diese persönliche Überzeugungsarbeit, die nicht nur ich, sondern viele andere Ehrenamtliche und Hauptamtliche täglich leisten, ganz besonders wichtig. Das haben erst in der vergangenen Woche wieder einige Fragen am Rande der Konzeptpräsentationen gezeigt. 

Was meinst du damit?

Dass sich der Weg zu den Spielen und die Durchführungsmöglichkeiten extrem verändert haben und sich gerade auch unseren Bewerbern ganz andere Möglichkeiten bei der Planung und Umsetzung bieten, ist längst noch nicht überall angekommen. Wir haben in Bezug auf die zahlreichen positiven Auswirkungen der Olympic Agenda 2020 und 2020+5, wie beispielsweise die Reduzierung der Bewerbungs- und Durchführungskosten, noch nicht die kommunikative Durchdringung erreicht, die wir brauchen. Daran müssen und werden wir weiterarbeiten, gerade auch mit Hinblick auf die Referenden in den Bewerberregionen. Dabei geht es nicht um billige PR oder Werbung für Olympische und Paralympische Spiele, sondern um einen ehrlichen Austausch auf Augenhöhe. Wenn jemand nach einer ehrlichen Diskussion und dem Austausch von Argumenten für sich sagt, er ist trotz der Verbesserungen weiterhin gegen Spiele in Deutschland, dann ist das natürlich absolut legitim. Aber das war in den zurückliegenden Jahren eher selten der Fall und wird jetzt, da die vier Konzepte vorliegen, sicher nicht anders werden. Schließlich zeigen diese schwarz auf weiß, dass alle Bewerber ohne eine Vielzahl an kostspieligen Neubauten auskommen. Abgesehen vielleicht von den Olympischen Dörfern – aber angesichts der Tatsache, dass daraus nach den Spielen überall Wohnraum für alle entstehen soll, kann man meines Erachtens in Zeiten des Wohnungsmangels auch über deren Sinnhaftigkeit nicht ernsthaft streiten.

Du bist seit 2022 im DOSB, hast davor viele Jahre beim DFB gearbeitet. In welcher Form lassen sich diese beiden großen Verbände vergleichen, und worin liegt für dich - vielleicht auch im Vergleich mit der Heim-WM 2006 – der Reiz, eine Olympiabewerbung konzeptionell zu begleiten?

Um seinen Job so gut wie möglich zu machen, bedarf es neben einer hohen Resilienz vor allem auch einer festen Überzeugung und Motivation. Gerade dann, wenn es - und solche Phasen gibt es bei Langzeitprojekten, an denen viele Menschen mitwirken, ja immer mal wieder - mal nicht so läuft wie geplant. Und ich ziehe diesen Antrieb tatsächlich aus den persönlichen Erfahrungen, die ich im Betreuerteam der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-WM, aber auch bei Turnieren im Ausland sammeln durfte. Hautnah mitzuerleben, was das „Sommermärchen“ in großen Teilen unserer Gesellschaft nachhaltig ausgelöst hat, hat die bei mir ohnehin schon immer sehr stark ausgeprägte Überzeugung von der gesamtgesellschaftlichen Kraft des Sports auf alle Zeit tief in mir verankert. Gerade deshalb bin ich dankbar, dass ich einen Teil zu diesem Prozess beitragen kann. Natürlich bin ich nicht so naiv zu glauben, dass Olympische und Paralympische Spiele alle Herausforderungen lösen können. Das ist aber auch nicht Aufgabe von Sportgroßveranstaltungen. Ich bin überzeugt, dass allein schon die Aussicht auf das größte Sportereignis der Welt in Deutschland einen Ruck auslösen oder zumindest unterstützen kann, den wir als immer weiter auseinanderdriftende Gesellschaft benötigen, um die zahlreichen Herausforderungen, die vor uns liegen, zielgerichtet und gemeinsam anzugehen.

„Klimaanpassung ist machbar - und eine Chance für einen zukunftsfähigen Sport“

DOSB: Herr Professor, für Menschen, die mit der Thematik nicht so vertraut sind, sollten wir zunächst die Begrifflichkeiten klären: Worin unterscheiden sich Projekte zum Klimaschutz von solchen zur Klimaanpassung? 

Ralf Roth: Der Klimawandel ist real, menschengemacht und betrifft den Sport direkt. Hauptverursacher ist der CO₂-Ausstoß durch fossile Energien. Die globale Folge sind steigende Temperaturen und verändertes Wetter. Bereits heute sind mehr Hitzetage, Extremwetter und weniger Frosttage in Deutschland spürbar. Das wirkt sich auf Sporträume, Trainingsbedingungen, Wettkämpfe und die Nutzung von Sportstätten aus. Klimaschutz und Klimaanpassung sind zwei Seiten derselben Medaille. Klimaschutz heißt: Emissionen verringern – etwa durch klimafreundliche Sportstätten, umweltfreundliche Anreisen oder sparsamen Energieeinsatz. Klimaanpassung bedeutet, mit den Folgen umzugehen und neue Lösungen zu finden: hitzetaugliche Anlagen, Begrünung, Schattenplätze, Trinkwasserstellen oder das Verlegen von Aktivitäten auf kühlere Tageszeiten oder andere Räume. Der Sport trägt also doppelte Verantwortung: Er muss zum Klimaschutz beitragen und sich gleichzeitig besser auf die Folgen einstellen. 

Der Klimawandel zwingt den organisierten Sport ebenso wie alle Sporttreibenden zur Anpassung. Wenn Sie es zunächst ganz generell ausdrücken können: Wie gut ist der Sport in Deutschland auf die Anpassung an den Klimawandel vorbereitet? 

Der Klimawandel stellt den Sport in Deutschland vor wachsende Herausforderungen, im Spitzen- wie im Breitensport. Noch sind die Folgen hierzulande weniger gravierend als in den südlichen Ländern. Doch mit weiter steigenden Temperaturen - voraussichtlich um mindestens zwei Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts - nimmt der Anpassungsdruck zu. Gleichzeitig ergeben sich Gestaltungsspielräume: Durch seine organisatorische Flexibilität - etwa bei Trainingszeiten, Sportstätten oder Wettkampfkalendern - kann der Sport frühzeitig auf klimatische Herausforderungen reagieren und Risiken gezielt minimieren. Im Gegensatz zu Bereichen wie Landwirtschaft oder Weinbau ist der Sport nicht an saisonale Standorte und dortige Umweltbedingungen gebunden. Sporttreibende können flexibel auf veränderte Wetter- und Klimabedingungen reagieren. Diese Anpassungsfähigkeit macht den Sport besonders widerstandsfähig gegenüber den Folgen des Klimawandels. Trotzdem steht er noch am Anfang eines umfassenden Transformationsprozesses. Erste Initiativen zur Klimaanpassung gibt es - etwa Hitzeschutzkonzepte, veränderte Zeitpläne oder Investitionen in Infrastruktur. Doch die vorhandenen Potenziale sind längst nicht ausgeschöpft. Jetzt kommt es darauf an, diese Chance aktiv zu nutzen - durch vorausschauendes Handeln, Kooperation und politische Unterstützung.

Sie selbst kommen in erster Linie aus dem Winter- und Bergsport. Dass die Winter immer milder sind und der Schnee weniger wird, merken die meisten Menschen. Aber welche Folgen hat diese Veränderung für den Wintersport noch, welche Gefahren entstehen dadurch?  

Der Winter- und Bergsport gehört zu den Bereichen, die besonders stark unter dem Klimawandel leiden - vom Tourismus bis zum Spitzensport. Steigende Temperaturen verschieben die Nullgradgrenze stetig nach oben, mit Folgen für Schneesicherheit, Infrastruktur und Gefahrenlage. Kein Wunder, dass gerade der Wintersport medial im Fokus steht, obwohl viele andere Sportarten ebenfalls betroffen sind. Im Winter verändert sich vor allem das Lawinenrisiko. Langfristig nehmen trockene Schneebrettlawinen ab, während Nassschneelawinen zunehmen. Besonders in tieferen Lagen schrumpfen die Lawinengebiete, Talabgänge werden seltener. Im Sommer zeigt sich der Klimawandel durch tauenden Permafrost. Felsen verlieren ihren natürlichen ‚Kleber‘ - die Folge: mehr Steinschläge, Rutschungen und instabile Hänge. Das gefährdet Wege, Pisten und alpine Infrastruktur. Auch die Gletscher ziehen sich stark zurück. Neben dem Verlust wertvoller Wasserspeicher verändert sich das Gelände - mit neuen Herausforderungen für Sommer- und Winterbetrieb. Gefragt sind jetzt klare Anpassungsstrategien, gezielte Investitionen in Sicherheit und neue Konzepte für einen zukunftsfähigen Bergsport.

Sind die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wintersport im Hinblick auf das sich verkleinernde Zeitfenster schon absehbar? Wie lang wird es in den Mittel- und Hochgebirgen noch schneesichere Gebiete in Deutschland geben, wohin wird man ausweichen können oder müssen? 

Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wintersport sind bereits heute klar sichtbar: Die Winter werden kürzer, wärmer und instabiler. In mittleren Lagen bis etwa 1.500 Meter geht die natürliche Schneedecke messbar zurück, besonders zu Saisonbeginn und -ende. Davon sind alle Wintersportregionen betroffen. Technische Beschneiung kann vielerorts die Wintersaison sichern, stößt aber zunehmend an klimatische Grenzen: Die Zeitfenster für Schneeerzeugung werden kürzer, der Wasser- und Energiebedarf steigt. Die Anpassungsfähigkeit hängt stark von Höhenlage und Disziplin ab. Während alpiner Skisport in hochgelegenen Regionen als vergleichsweise robust gilt, sind Schneesportarten wie Skilanglauf oder Skitourengehen - die auf Naturschnee in tieferen Lagen angewiesen sind - stärker gefährdet. Skispringen hat durch keramische Anlaufspuren und Mattenschanzen bereits weitgehend Unabhängigkeit vom Schnee erreicht. Jetzt braucht es flexible Konzepte und gezielte Investitionen. Der Wintersport zeigt aber bereits Pionierarbeit - etwa beim Einsatz von HVO-Kraftstoffen, grünem Strom und nachhaltiger Infrastruktur.

Was verändert sich für die Sporttreibenden im Breitensport, wenn es nur noch wenige Skigebiete gibt und eine kürzere Zeitspanne, in der diese zur Verfügung stehen? 

Für Wintersportlerinnen und Wintersportler stellt die kürzere Skisaison derzeit noch kein gravierendes Problem dar. Viele der mehr als zehn Millionen Aktiven in Deutschland gestalten ihre 15 bis 20 Schneetage flexibel - sowohl hinsichtlich Ort als auch Zeitpunkt. Technische Beschneiung sichert vielerorts trotz milder Winter weiterhin gute Bedingungen. Langfristig wird sich das Freizeitverhalten anpassen. Die Zahl aktiver Wintersportlerinnen und -sportler dürfte auch aus demografischen Gründen zurückgehen. Eine größere Herausforderung sind dabei weniger die Schneeverhältnisse als steigende Kosten, etwa durch mehr Technisierung. Besonders für den Breiten- und Nachwuchssport wird die Finanzierung bezahlbarer Angebote zur zentralen Aufgabe. In den Mittelgebirgen ist die Lage schwieriger: Schneetage treten dort seltener und in kürzeren Zeiträumen auf. Für Schulen, Vereine und Nachwuchsförderung bleibt der Zugang zu Schnee jedoch wichtig. Hier braucht es gezielte Investitionen, angepasste polysportive Infrastrukturen und tragfähige Konzepte, um ein klimafestes Grundangebot zu sichern.

Wird der Betrieb von Skihallen Bedarfe auffangen können, oder ist dieser wegen der Energiebilanz im Hinblick auf den Klimaschutz gar nicht mehr zu vertreten? 

Skihallen können punktuell unterstützen - etwa für Training oder einzelne Skitage. Als Ersatz für den alpinen und nordischen Wintersport in den Alpen sind sie ungeeignet. Eine Ergänzung ja, eine nachhaltige Alternative eher nicht.

Auch der Sommersport steht vor vielfältigen Auswirkungen. Welche sind die gravierendsten? 

Der Klimawandel betrifft längst nicht nur den Wintersport - auch der Sommersport steht vor großen Herausforderungen. Steigende Temperaturen, längere Hitzeperioden und häufigere Extremwetterereignisse verändern Trainings- und Wettkampfbedingungen deutlich. In vielen Regionen wird Sport im Freien an immer mehr Tagen nur eingeschränkt oder gar nicht möglich sein. In Zukunft wird weniger zwischen „Sommer-“ und „Wintersport“ unterschieden - entscheidend wird sein, ob eine Sportart stark wetter- oder temperaturabhängig ist. Hitze, UV-Strahlung und Luftqualität werden zentrale Faktoren, vor allem im Breiten- und Schulsport. Auch Infrastruktur, Zeitplanung und Gesundheitsschutz müssen neu gedacht werden.

„Im Derbypark Klein Flottbek könnte man beeindruckende Spiele veranstalten“

Kindermund tut Wahrheit kund, sagt man. Und auch wenn Konstantin Rath als nicht gänzlich unbefangen gelten muss, konnte man dem Neunjährigen nur zustimmen. „Papa hat das gut gemacht“, sagte er, als er das Fazitgespräch seines Vaters mit der DOSB-Verbandskommunikation kurz unterbrach, um zu erfahren, wann denn nun endlich die Siegerehrung stattfände, zu der er mit auf den Derbyplatz im Hamburger Stadtteil Klein Flottbek gehen durfte. Matthias Alexander Rath, als Athlet vor allem in seiner Zeit als Reiter des 2020 verstorbenen „Wunderpferds“ Totilas bekannt geworden, lächelte über das Lob seines Sohnes. Das Fazit, das der 40-Jährige von seinem ersten Auftritt als Turnierchef des Deutschen Spring- und Dressurderbys zog, fiel natürlich deutlich differenzierter aus.

DOSB: Matthias, du hast in diesem Jahr Volker Wulff als Derbychef abgelöst, der die Funktion 25 Jahre innehatte und im Streit mit Rechteinhaber Norddeutscher und Flottbeker Reiterverein (NFR) scheiden musste. Gab es etwas, das dich völlig unvorbereitet getroffen und entsprechend überrascht hat?

Matthias Rath: Völlig unvorbereitet nicht, aber extrem positiv überrascht bin ich vom Zuspruch, den diese Veranstaltung erhält. Es war großartig, zu spüren, welchen Rückhalt wir von den Partnern, den Dienstleistern, vor allem aber von den Fans bekommen haben. Das Derby ist ein ganz besonderes Event, bei dem alle dabei sein wollen. Es geht nicht darum, wer es veranstaltet, es geht um das Derby als Institution. Solch ein Vertrauensvorschuss ist nicht selbstverständlich. Wir haben versucht, ein Stück davon zurückzuzahlen.

Nicht alle Partner sind dabei geblieben, der langjährige Namenssponsor Idee Kaffee ist abgesprungen, mit Al Shira’aa hast du einen Partner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten als Nachfolger präsentiert, der auch nicht allen passte. Wie schwierig war die Übergangsphase wirklich?

Es ist ganz normal, dass eine gewisse Fluktuation entsteht, wenn nach 25 erfolgreichen Jahren, in denen Volker Wulff und sein Team das Turnier sehr gut entwickelt haben, der Veranstalter wechselt. Für mein internes Team war hier alles neu, ich bin sehr stolz darauf, wie alle diese Herausforderung angenommen haben. Wir konnten uns aber auf ein bestehendes Netzwerk aus externen Partnern stützen, die es uns leicht gemacht haben. Was den Wechsel des Namenssponsors angeht, bin ich Al Shira’aa sehr dankbar, dass sie es mit ihrem Einstieg ermöglichen, für die kommenden Jahre Planungssicherheit zu haben. Das ist sehr wichtig, um die nächsten Schritte gehen zu können.

Lass uns über diese Schritte sprechen. Es gab Kritik an den Starterfeldern sowohl im Springen als auch in der Dressur, im Springen zum Beispiel war nur ein halbes Dutzend Reiter*innen aus den Top 50 der Weltrangliste am Start. Wie siehst du das?

Die Weltrangliste wird jeden Monat neu erstellt, da ist viel Bewegung drin. Insofern halte ich das Bild für verzerrt. Ein Beispiel: Christian Ahlmann, der am Samstag unser Hauptspringen gewonnen hat, steht aktuell nicht in den Top 50. Er war aber mal Weltranglistenerster und ist weiterhin ein absoluter Topreiter. Das Derby hat zum vierten Mal André Thieme gewonnen, der war immerhin auch schon Einzel-Europameister. Deshalb wünsche ich mir, dass das differenzierter betrachtet würde. Ich bin durchaus zufrieden mit unserem Starterfeld, was nicht heißt, dass wir keine Optimierungsmöglichkeiten sehen. Die Konkurrenz ist groß, aber die Reiter gehen dorthin, wo sie sich wohlfühlen, deshalb bin ich sehr hoffnungsfroh, dass wir das hohe Niveau halten und ausbauen können.

Die finanzstarke Weltserie Global Champions Tour war zwischen 2008 und 2022 Bestandteil des Hamburger Programms, fühlte sich dann hinter dem Derby zu wenig beachtet, was zum Ausstieg führte. Ist eine Rückkehr denkbar und sinnvoll?

Aus meiner Perspektive war der Einstieg der Global Champions Tour 2008 eine Initialzündung für das Hamburger Turnier, weil diese Serie eine sportliche Aufwertung bedeutete. In den vergangenen zwei Jahren haben wir gesehen, dass es auch ohne sie geht. Dabei geht der Dank in erster Linie an unseren Hauptsponsor Longines, dessen finanzielle Unterstützung dafür unerlässlich ist. 

In den vergangenen Jahren sind die Preise für alle Gewerke, die an so einem Großereignis mitarbeiten, gestiegen. Dazu kommen medizinische Herausforderungen zum Beispiel mit Pferdekrankheiten, aber auch Diskussionen um den Umgang mit dem Lebewesen Pferd, der immer wieder Anlass zu Kritik gibt. Wie schwierig ist es für Veranstalter geworden, Turniere zumindest kostendeckend auszurichten, und wie ließe sich die Situation verbessern?

Diese Frage hat mehrere Ebenen. Was die Kostenfrage angeht, muss man sicherlich konstatieren, dass sich die Lage für Veranstalter verschärft hat. Daraus folgt für mich, dass es wichtig ist, dass insbesondere die Traditionsturniere, die wir benötigen, um einer breiten Masse den Pferdesport näherzubringen, enger zusammenarbeiten müssen. Wir können nicht warten, bis andere etwas tun, wir müssen Dinge gemeinsam anschieben und darauf achten, dass alle profitieren. Was die Frage nach der Kritik am Umgang mit dem Partner Pferd angeht: Da hilft nur, dass wir viel offensiver zeigen, was wir alles tun, um unserer Verantwortung gerecht zu werden. Ich gebe mal ein Beispiel. Ich war vorvergangene Woche beim Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum zu Gast und habe mit Interesse gesehen, wie dort die Trainingsplätze vor den Blicken der Fans abgeschirmt werden, weil es die Profis so wünschen, damit niemand spionieren kann, was im Training gemacht wird. So etwas könnten wir uns im Reitsport gar nicht erlauben! Man stelle sich vor, wir würden den Abreitplatz abschirmen, dann käme sofort der Vorwurf, wir würden Dinge verheimlichen wollen. Diese Transparenz müssen wir weiter ausbauen, und wir müssen darüber noch viel mehr berichten.

Deine 12 Sekunden laufen!

Nur 1 Korb, 12 Sekunden Shotclock und entweder volle 10 Minuten oder 21 Punkte erreichen: 3x3 Basketball ist die rauere, urbane, aber intensive und pulsierende Schwester des Hallenbasketballs. Wir lassen uns von Olympia-Gold-Medaillengewinnerin Svenja Brunckhorst einen Crashkurs geben, fühlen noch mal ins Olympia-Finale 2024 auf dem Place de la Concorde gegen Spanien und philosophieren, wohin es mit 3x3 in Deutschland gehen könnte.

Hör z.B. hier direkt rein: Spotify, Apple, Deezer, Podigee.

Über eine halbe Million Menschen legten 2024 das Deutsche Sportabzeichen ab

Im vergangenen Jahr absolvierten laut offizieller Statistik 550.368 Menschen mit und ohne Behinderungen die Auszeichnung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit. Darunter waren 141.156 Erwachsene sowie 409.212 Kinder und Jugendliche. Besonders bemerkenswert sind diese Zahlen vor dem Hintergrund einer umfassenden Erneuerung: Die Einführung der Plattform „Sportabzeichen-Digital“ stellte 2024 einen bedeutenden Meilenstein in der Weiterentwicklung und Modernisierung des mehr als 100 Jahre alten Programms dar und wurde von zahlreichen der 60.000 Prüfer*innen und Teilnehmenden erstmals eingesetzt.

DOSB-Vorständin Sportentwicklung Michaela Röhrbein: „Es freut mich außerordentlich, dass wir mit dem erfolgreichen Start unserer neuen digitalen Plattform so viele Menschen für das Deutsche Sportabzeichen begeistern konnten. Die Zahlen zeigen, wie lebendig der Breitensport in Deutschland ist. Jetzt gilt es, diese Dynamik weiter auszubauen. Ein großer Dank gilt allen engagierten Ehrenamtlichen, den Kolleg*innen in den Landessportbünden und unserem langjährigen Partner, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband.“ 

 

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